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Finanzielle Bildung: Ein wichtiger Baustein in der Kindererziehung

von Redaktion

mutter und kind mit einem roten sparschwein

Der Taschengeldparagraph ist eine Regelung im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), die es Kindern und Jugendlichen zwischen 7 und 18 Jahren erlaubt, mit ihrem eigenen Geld oder anderen Mitteln, die ihnen zur freien Verfügung stehen, rechtswirksame Verträge abzuschließen.

Das bedeutet, dass sie zum Beispiel ohne Zustimmung ihrer Eltern Süßigkeiten, Zeitschriften oder Spielzeug kaufen können, solange sie dafür ihr Taschengeld oder ein Geschenk von Verwandten verwenden. Der Taschengeldparagraph soll die Selbstständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein von Minderjährigen fördern, aber auch ihre Rechtssicherheit schützen. Allerdings gilt der Taschengeldparagraph nicht für alle Geschäfte, sondern nur für solche, die geringfügig und altersgemäß sind.

 

Bildung in Finanzen

Bildung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen und abgesicherten Leben und die Grundvoraussetzung zur Teilhabe in vielen Lebensbereichen. Damit Kinder in ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben hineinwachsen können, ist die Bildung als unveräußerliches Menschenrecht festgeschrieben. In Artikel 26 (1) der Allgemeinen Erklärung der Menschenrecht heißt es:

„Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muss allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.“

(Quelle: www.bmz.de)

 

Ein Faktor, der im breit gefächerten Bildungsangebot vieler Länder heute immer noch nicht ausreichend integriert ist, ist die finanzielle Bildung. Im Schulunterricht werden Themen aus dem Bereich der finanziellen Bildung meist nur marginal behandelt und auch innerhalb der Familie neigen Eltern häufig dazu, Finanzthemen von den Kindern fernzuhalten.

Ein häufiger Grund dafür ist die Tatsache, dass die Bedeutung eines wirtschaftlichen Grundverständnisses für die persönliche Entwicklung unterschätzt wird. Zudem sind finanzielle Themen nicht selten mit Sorgen bis hin zu Existenzängsten behaftet. Viele Eltern haben deshalb den Wunsch, komplexere Zusammenhänge möglichst lange von ihren Kindern fernzuhalten.

So nachvollziehbar dieser Ansatz auch ist, so nachteilig kann er sich auf das Leben von Kindern auswirken. Unsere Gesellschaft wird immer komplexer und sieht sich immer größeren Herausforderungen gegenüber. Eine angespannte wirtschaftliche Situation gehört dazu. Inflation, steigende Kosten und ein überlasteter Arbeitsmarkt prägen den Alltag von Familien. Finanzielle Sicherheit ist in einer Gesellschaft, deren Renten- und Sozialsystem seit Jahren zunehmend an seine Grenze stößt, längst zu einem Luxusthema geworden. Finanzielle Bildung hat damit stark an Bedeutung gewonnen.

Für Eltern ist es wichtig, mit ihren Kindern frühzeitig und auf altersgerechte Weise über grundlegende Fragen rund um das liebe Geld zu sprechen. So lässt sich spielerisch und Schritt für Schritt ein Verständnis für finanzielle Themen vermitteln, das sie dabei unterstützt, nach und nach Verantwortung für die eigene finanzielle Situation zu übernehmen und langfristig wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

 

Kinder sanft an finanzielle Themen heranführen

Der Mensch wird nicht mit einem Grundverständnis für Besitz oder Geld geboren. Auch Kindern fehlt zunächst ganz natürlich der Sinn für Geld, seine Bedeutung, seinen Gegenwert und die vielfältigen komplexen Prozesse, die damit verknüpft sind. Wenn sie heranwachsen und mehr und mehr an der Lebenswelt der Erwachsenen teilnehmen, wird Geld ganz selbstverständlich zu einem alltäglichen Begleiter.

Kinder erleben, wie ihre Eltern die vielen Dinge des täglichen Bedarfs bezahlen, registrieren, dass an der Supermarktkasse sowohl Münzen und Scheine als auch Plastikkarte akzeptiert werden und freuen sich, wenn sie im Tausch gegen den Inhalt von Mamas oder Papas Portemonnaie ein begehrtes Spielzeug, die hübschen neuen Schuhe oder eine Leckere vom Bäcker erhalten.

Was Kindern zunächst fehlt, ist die konkrete Verknüpfung zwischen Geldbeträgen und dem Gegenwert, der dafür erhältlich ist. Sie präsentieren stolz die Euromünze, die Oma und Opa für ein Eis spendiert haben und bieten an, dafür die nächste Urlaubsreise zu spendieren oder verkünden stolz, dass sie reich sind, wenn die ersten Münzen im Sparschwein klimpern. Diese mangelnden Referenzwerte sind es auch, die in den meisten Familien hin und wieder zu Diskussionen führen, wenn es darum geht, dass die Haushaltskasse in diesem Monat keine neuen Schlittschuhe oder einen teuren Ausflug am Wochenende hergibt.

Die ersten Schritte auf dem Weg zur finanziellen Kompetenz können Kinder deshalb sanft darauf vorbereiten, dass die meisten Dinge, die für die Gestaltung des Alltags erworben werden müssen, einen festen Gegenwert haben, der sich in Geld ausdrücken lässt und dass die Menge an Münzen und Scheinen, die gegen das Gewünschte eingetauscht werden müssen, sehr stark variieren kann.

Ebenso wichtig ist es, Kindern schon im Kindergartenalter zu vermitteln, dass der Bankautomat nicht unbegrenzt Scheine auswirft, sondern dass die Eltern das Geld, das der Familie zur Verfügung steht, als Gegenleistung für ihre berufliche Tätigkeit erhalten. So begreifen heranwachsende Finanzexperten gleichzeitig, dass es zwar viel schöner ist, wenn Mama und Papa Freizeit haben, ihre Arbeit aber wichtig ist, damit die Familie Geld zur Verfügung hat.

So werden Kinder sanft und auf kindgerechte Weise an erste finanzielle Grundlagen herangeführt und können Schritt für Schritt wichtige Kompetenzen erlernen, auf denen sich in der weiteren Entwicklung aufbauen lässt.

 

Kind bekommt Sparbuechse mit Geldmuenzen

 

Das Taschengeld als zentraler Lernfaktor

Ein wesentlicher Faktor der finanziellen Bildung ist das Taschengeld. Wenn Kinder ihr eigenes kleines Budget zur Verfügung gestellt bekommen, können sie schon früh wichtige Kompetenzen im Umgang mit Geld entwickeln.

Sie lernen, dass sich Geld nicht mehrfach ausgeben lässt. Das unterstützt Kinder dabei, Prioritäten zu setzen und Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig sammeln sie Erfahrungen mit unterschiedlichen Gegenwerten von Dingen. Manche Wünsche lassen sich schon mit wenig Taschengeld erfüllen, während sie für größere Projekte möglicherweise längere Zeit sparen müssen.

Kinder können schon im Kindergartenalter, spätestens aber mit dem Eintritt in die Grundschule ihr erstes Taschengeld erhalten. In welcher Höhe und Frequenz das erste Taschengeld ausbezahlt wird, können Familien selbst entscheiden. Das Deutsche Jugendinstitut spricht allerdings regelmäßig angepasste Empfehlungen aus, die Eltern als Orientierung nutzen können.

Zu Beginn empfiehlt sich meist ein kleiner Betrag in Höhe von 50 Cent bis 1 Euro pro Woche. Der überschaubare Rahmen und die kurzen Intervalle korrespondieren mit den Fähigkeiten jüngerer Kinder, die Tragweite ihrer Entscheidungen zu überblicken, Zeiträume einzuschätzen und Prioritäten zu setzen. Ungefähr mit dem Übergang in die weiterführende Schule kann sich ein monatlicher Auszahlungsrhythmus etablieren. Ein Betrag von 15 bis 20 Euro im Monat kann die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Kindern im Alter von etwa zehn Jahren gut abbilden.

Wichtig ist, dass die Familie gemeinsam abspricht, wie, wann und in welcher Höhe das Taschengeld ausbezahlt wird und welche Anschaffungen davon getätigt werden dürfen und müssen. Je größer die Kategorie der Dinge, die vom Taschengeld zu bestreiten sind, desto höher sollte das Budget bei älteren Kindern ausfallen. Bei Kindern im Schulalter, die bereits sicher rechnen und schreiben können, kann ein kindgerecht aufbereitetes Haushaltsbuch eine sinnvolle Ergänzung zum Taschengeld sein. So erlernen sie von Anfang an, ihre Finanzen im Blick zu behalten und so zu wirtschaften, dass ihre kleinen und großen Wünsche in Erfüllung gehen können.

 

Die Verlockungen des erhöhten Budgetrahmens

Risiken von Dispokrediten und Kreditkartendarlehen transparent machen

Je älter Kinder und Jugendliche werden, desto größer wird in der Regel der finanzielle Spielraum, mit dem sie das ihnen zur Verfügung stehende Budget verwalten können. Viele Banken und Kreditinstitute stellen Jugendlichen ab 16 Jahren das erste eigene Girokonto zur Verfügung. Damit ist es ihnen möglich, selbstständig Bargeld am Bankautomaten abzuheben, an der Kasse bargeldlos zu zahlen und je nach Kontomodalitäten auch erste Schritte im Online-Banking zu wagen.

Die Eröffnung eines Girokontos auf eigenen Namen ist für Jugendliche unter 18 Jahren zwar nur mit Genehmigung der Eltern möglich, dennoch wächst mit der neuen finanziellen Freiheit auch die Verantwortung, die junge Menschen für ihre wirtschaftliche Situation übernehmen.

Vor dem Erreichen der Volljährigkeit werden Girokonten für Jugendliche ausschließlich als Guthabenkonten geführt. Ein Überziehen und die Inanspruchnahme eines Dispokredites ist nicht möglich, solange der Kontoinhaber oder die Kontoinhaberin das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Die Grundlage hierfür bildet die deutsche Gesetzeslage, die deutschen Staatsbürgern erst ab 18 Jahren, also mit der Volljährigkeit, die Möglichkeit einräumt, Schulden zu machen. Auch die Nutzung einer Kreditkarte, deren Geschäftsprinzip auf der Ausschöpfung eines Kreditdarlehens beruht, ist erst mit der Vollendung des 18. Lebensjahres möglich.

Mit dem Erlangen der vollen Geschäftsfähigkeit gehört die Nutzung des Dispokredites zur Gestaltung der persönlichen Finanzplanung häufig zum Alltag. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Kreditvergleichsportals smava.de zeigt, dass sich zum Jahresbeginn 2023 mindestens 4,5 Millionen Deutsche (6,6 %) im Kontominus befinden. Rund ein Drittel von ihnen hat das Girokonto um mehr als 1.500 Euro überzogen und damit den zur Verfügung gestellten Dispositionsrahmen weitgehend ausgeschöpft.

 

Überziehungszins vermeiden

Aktuell stellen die meisten Banken und Kreditinstitute für einen Überziehungskredit Zinsen von durchschnittlich 10 Prozent in Rechnung. Bleibt das Konto lange im Minus, kann das schnell teuer werden. Mehr als die Hälfte der Befragten (54,9 Prozent) gab an, sich dieses Risikos bewusst zu sein und deshalb darauf zu achten, dass das Konto innerhalb eines Monats wieder ausgeglichen ist. Rund ein Viertel (25,7 Prozent) lassen sich mit der Rückzahlung des Dispokredites mehr als drei Monate Zeit und häufen dadurch hohe Zusatzkosten an.

Finanzberater empfehlen, auf Dispokredite oder Kreditkartendarlehen zu verzichten und stattdessen eine Umschuldung über günstige Ratenkredite anzustreben. So kann ein kostspieliger Dispokredit oder die Kreditkartenabrechnung ausgeglichen und durch einen einzelnen Kredit zu günstigen Konditionen abgelöst werden. Das bringt eine bessere Struktur in die finanzielle Situation und kann dabei helfen, die Zinsbelastung zu reduzieren und die wirtschaftliche Gesamtsituation zu entlasten.

Im Rahmen der finanziellen Bildung ist es sinnvoll, auch mit Jugendlichen frühzeitig über Schulden als möglichen Teilaspekt der eigenen wirtschaftlichen Situation zu sprechen. Ein Einblick in mögliche Risiken, Zusatzkosten und wirtschaftliche Einschränkungen im Zusammenhang mit der Nutzung von Dispokrediten und Kreditkarten wird insbesondere wichtig, bevor Jugendliche das 18. Lebensjahr vollenden und damit Schulden machen können. Wie entstehen Schulden? Welchen Einfluss haben sie auf die gesamte wirtschaftliche Situation?

Welche zusätzlichen Kosten sind mit Schulden bzw. der Inanspruchnahme von Darlehen verbunden? Warum sind der Dispokredit und das Kreditkartendarlehen besonders kostspielig und können schnell zu einer finanziellen Schieflage führen? Solche Fragen schaffen ein Bewusstsein für kritische Faktoren im Zusammenhang mit Dispokredit und Co. und können Jugendliche dabei unterstützen, in der Verwaltung ihrer Finanzen möglichst wenig auf Fremdkapital zurückzugreifen.

 

Jugendlicher hebt Geld am Bankautomat ab

 

Die Vorbildfunktion der Eltern ist entscheidend

In der finanziellen Bildung kommt es genau wie in anderen Bildungsbereichen darauf an, welches Vorbild Eltern ihren Kindern vorleben. Kinder orientieren sich auch in ihrem Umgang mit Geld und ihrem Konsumverhalten stark am Beispiel der Erwachsenen. Das alte Sprichwort „Über Geld spricht man nicht“ sollte in der Familie nicht zu ernst genommen werden. Kinder können viele wertvolle finanzielle Kompetenzen erlernen, wenn die Eltern ihnen in einem begrenzten Rahmen Einblicke in ihr eigenes Verhalten im Bezug auf Geld gewähren.

So kann es beispielsweise sinnvoll sein, beim wöchentlichen Einkauf gemeinsam mit dem Kind Preise zu vergleichen und ihnen so ein gesundes Verständnis für das Konzept des Preis-Leistungs-Verhältnisse zu vermitteln. Ist der Lieblingsjoghurt stark im Preis gestiegen? Dann ist es vielleicht an der Zeit, auf eine andere Sorte umzusteigen. Ein Luxusartikel ist gerade im Sonderangebot? Dann darf die Familie beim Wocheneinkauf diesmal gerne zugreifen und sich über das Schnäppchen freuen.

 

Kinder an gemeinsamer Urlaubsreise teilhaben lassen

Sinnvoll ist es auch, Kinder daran teilhaben zu lassen, wenn die Familie auf ein größeres Projekt spart. Das kann eine Urlaubsreise sein, das neue Auto oder eine andere kostspielige Anschaffung. Wer hier Transparenz zeigt und die Kinder in einem altersgerechten Rahmen über das Anwachsen des Sparstrumpfes informiert, kann sich ein Verständnis dafür entwickeln, dass teure Wünsche das zur Verfügung stehende Budget überschreiten und deshalb Geduld und ein bewusstes Sparverhalten erfordern können. Umso größer ist die Freude, wenn sich das Sparen gelohnt hat und sich die Familie schließlich aus eigenen Mitteln den Wunsch erfüllen kann.

Die Art und Weise, wie Eltern Konsum leben und ihre wirtschaftliche Situation organisieren, kann Kinder für ihre eigene Zukunft nachhaltig prägen. Führt die Familie ein Haushaltsbuch und behält so die Ausgaben im Blick? Das kann Kinder schon früh dazu inspirieren, die eigenen Ausgaben und ihr Budget unter Kontrolle zu behalten. Insbesondere im Hinblick auf Luxusgüter können Eltern durch ein reflektiertes Konsumverhalten positive Impulse für die Zukunft ihrer Kinder geben.

Durch eine gezielte und altersgerechte Vermittlung finanzieller Kompetenzen in Kombination mit einem überlegten Umgang mit Geld können Eltern ihren Kindern eine solide finanzielle Bildung mit auf den Lebensweg geben.

 

Bildquelle:

Titelbild: @ Pixel-Shot (#216106971) / Adobe Stock

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